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Ein Bergbauwaggon auf einer Wiese

Gey – ein Ort im Wandel der Zeiten

  • 2. Jh.
  • 11. Jh.
  • 1387
  • 1476
  • 1507
  • 1525
  • 1801
  • 1848
  • 1951

An Bleiabbau und Schiefergewinnung erinnert die Lore in Gey. Foto: R. Wasserrab


Der etwa 1800 Einwohner zählende Ort Gey in der Gemeinde Hürtgenwald hat in vielfacher Beziehung eine bewegte Vergangenheit. Er stellt in Bezug auf Denkmalpflege und Archäologie eine Besonderheit dar und ist deshalb ein Entdeckertipp der ArchaeoRegion Nordeifel.

Gey liegt am Rand der Nordeifel. Holzreichtum, Blei- und Eisenerzlagerstätten sowie Schiefervorkommen in unmittelbarer Ortslage bildeten die Voraussetzungen für das Gedeihen des Ortes. Die Weltgeschichte drang dreimal mit großen Verheerungen in den Ort ein: im Geldrischen Erbfolgestreit (16. Jh.), im Dreißigjährigen Krieg (17. Jh.) und im Zweiten Weltkrieg (20. Jh.). Jedes Mal litt die Zivilbevölkerung in hohem Maße, aber immer baute sie den Ort wieder auf, der seit der Einrichtung der Umgehungsstraße im Jahr 2010 zum friedlichen Verweilen einlädt.

Siedlungsgeschichte

Funde belegen, dass Jäger bereits ab der ausgehenden Altsteinzeit (rund 10.000 Jahre v.Chr.) das Gebiet um Gey durchstreiften. Ab der Jungsteinzeit (etwa 5.000 v.Chr.) nutzte man den Wald für die Holzgewinnung, den Viehtrieb und die Jagd.

In römischer Zeit (58 v. Chr. – 455 n. Chr.) setzte dann eine starke Siedlungsentwicklung ein: Um Gey sind ab dem 2. Jh. mehrere römische Landsiedlungen (sog. villae rusticae) nachgewiesen. Unter den vielen Funden ist der prominenteste der Weihestein des Titus Iulius Aequalis, den er der Göttin Ardbinna zugeeignet hat. Eine Kopie des Ardbinnasteins steht heute am Brunnenplatz.

Im 11. Jh. gehörte die Gegend zur Grafschaft Jülich (ab 1356 Herzogtum). In einem Pachtvertrag von 1387 wird der Schöffe „Johannes de Geyen“ genannt. Dies ist die erste namentliche Erwähnung des Ortes Gey. 1794 geriet Gey unter napoleonische Herrschaft. 1800 wurde die Mairie (Bürgermeisterei) Straß mit den Orten Straß, Horm, Gey, Langenbroich, Hau, Hürtgen und Hochwald eingerichtet. Von 1912 bis 1988 war der Sitz der Bürgermeisterei bzw. Amtsverwaltung Straß-Bergstein (ab 1969 Gemeindeverwaltung) in Gey.

1476 entstand in der Ortsmitte eine Kapelle, die im 17. Jh. erweitert und 1801 zur ersten Pfarrkirche wurde. 1920 erfolgte der Abriss, um sie in der heutigen Friedhofstraße durch eine neue Pfarrkirche zu ersetzten. Diese wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. 1951 baute man an gleicher Stelle die heutige dritte Pfarrkirche.

Ab wann sich die ersten Juden in Gey ansiedelten, ist nicht bekannt. Bis 1932 gab es in der Broichstraße eine Synagoge, die von der Jüdischen Gemeinde zugunsten eines Wohnhauses abgerissen wurde. Der Jüdische Friedhof existiert heute noch am südlichen Ortsausgang zur B 399. Am 9. Mai 1941 wurden 23 jüdische Bürger aus Gey in die Vernichtungslager deportiert. „Stolpersteine“ vor den betreffenden Häusern erinnern daran.

Kriege und Zerstörungen

Am 16. August 1543 mussten im Zuge des Dritten Geldrischen Erbfolgekriegs wehrfähige Männer aus Gey mit Schanzzeug und Rüstung nach Düren marschieren, um die Stadt gegen die Truppen Kaiser Karls V. zu verteidigen. Düren wurde am 23. August zerstört, Gey gebrandschatzt und alle Häuser geplündert. Auch der Dreißigjährige Krieg ging nicht spurlos an Gey vorüber. Noch in den folgenden Jahren wurde Gey von durchziehenden Söldnerheeren in Mitleidenschaft gezogen.

Der zweite Weltkrieg traf Gey in voller Härte. Wegen der schweren Kämpfe im Hürtgenwald mussten viele Familien evakuiert werden. Gey wurde nahezu völlig zerstört. 1945 kamen die evakuierten Bürger zurück und begannen mit dem Wiederaufbau. Durch herumliegende Munition wurden noch Jahre später vor allem viele Kinder getötet oder schwer verletzt.

Töpfereien und Erzförderung

Zahlreiche Funde dickwandiger Tonscherben großer Töpfe und Schüsseln zeigen eine römische Töpferei zwischen Gey und Birgel an. Diese und weitere Töpfereien um Vettweiß-Soller verhandelten in der mittleren römischen Kaiserzeit ihre Produkte bis nach Britannien. Im Geyer Hochwald wurde spätestens in dieser Zeit auch Eisenerz abgebaut und verhüttet. Dies bezeugen die Überreste von fünf römischen Schmelzöfen sowie zahlreiche Manganeisensteinknollen.

1525 begannen Familienbetriebe aus Gey und den umliegenden Orten mit dem Abbau von Bleierz am nahen Maubacher Bleiberg. Jährlich wurden bis zu 3.000 Zentner Erz („Dürener Blei“) u. a. von Bergmeistern aus Gey gefördert. Die Bergleute gewannen das Erz in kleinen Schächten und Stollen wenige Meter unter der Erdoberfläche und brachten es zur Verhüttung in die Kreuzauer Bleihütte der Jülicher Landesherren.

Von 1848 bis 1878 wurde am „Teufelsloch“ bei Langenbroich Blei gefördert. Die am Maubacher Bleiberg errichtete Aufbereitungsanlage hatte einen Tagesdurchsatz von 20.000 Zentnern Erz. Beim Ausbau des oberen Tagebaus stieß man auf riesige Höhlungen früherer Bergbaue ("Alter Mann"). Deshalb mussten 1879 die Arbeiten eingestellt werden.

Nach vielen Versuchen nahm die Stolberger Zink AG 1955 den Abbau des Erzes in der benachbarten Tagebaugrube bei Horm auf. Zahlreiche Bewohner aus Gey und den umliegenden Orten fanden hier Beschäftigung. 25 Prozent der Bleiproduktion Westdeutschlands erfolgten hier. In geringen Mengen wurde sogar Gold gewonnen. Die Abbaufirma schenkte der Stadt Düren das Gold für die Vergoldung der Zeiger an der Rathausuhr. Der Abbau wurde bis 1968 geführt. Zurück blieb ein riesiges Loch von ca. 100 Millionen Kubikmetern Größe und 70 Metern Tiefe. Es wurde von 1973 bis 2005 als Abfalldeponie des Kreises Düren genutzt.

Schieferabbau

Es ist urkundlich belegt, dass Bürger aus Gey bereits 1507 im „Scheiffersberg in der Geyen“ im nahen Wehetal Schiefer ("Ley") abbauten, der als Dachschiefer in größere rheinische Städte geliefert und auf Rathäusern und Kirchen von "Leyendeckern" aus Gey und Großhau verbaut wurde. Vier Schieferbergmeister hatten ihren Sitz in Gey. Diese zogen vom abgebauten Schiefer den „Leyzehnt“ für den Landesherrn in Jülich ein. Ab 1750 erlebte Gey vor allem durch seinen Schieferabbau einen vielfältigen Aufschwung.

Standorte von ehemals drei Brauereien und der heute noch exisiterende Bierkeller der 1744 erstmals erwähnten Brauerei „Em Bräues“ sind entlang des Ardbinnawegs gekennzeichnet.

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